Ausstellung in Landshut 10.9.- 3.10.2021

                            Jahresausstellung 2021 der GEDOK München

Galerie des Kunstverein Landshut e. V., Herrngasse 375,
84028 Landshut
Öffnungszeiten Do – So 14 – 17 Uhr
 
Eröffnung im Rahmen des 16. Landshuter Kunstwochenendes am 10.-12.09.2021, jeweils von 14 – 19 Uhr
Interaktive Performance von Kirsten Lilli am Freitag, 10.09.2021
Finissage mit Lesung von Barbara Yurtdaş am Sonntag, 03.10.2021, 15 Uhr und im Anschluss Performative Lesung von Sabine Kraemer
Das Thema der Ausstellung ist angelehnt an die Kurzgeschichte von Virginia Woolf „Ein ungeschriebener Roman“. In der Geschichte begegnen wir der Erzählerin, die in einem Zug einer fremden Frau gegenübersitzt. Sie beobachtet die Frau und denkt sich zu ihr eine Lebensgeschichte aus. Sie gibt der Unbekannten einen Namen, scheint sie immer besser zu kennen und sich in sie hineinzufühlen. Vergleichbare Situationen erleben wir bisweilen auch, sei es im Zug, im Wartezimmer oder an der Supermarktkasse. Die Künstlerinnen waren aufgefordert, sich ähnliche Begegnungen mit einem fremden Gegenüber vorzustellen. Wichtig war die fantasievolle Auseinandersetzung mit der unbekannten Person – oder auch dem fremden Selbst.

1. Werk von KS
Titel: Ein ungeschriebener Roman in Bildern
Entstehungsjahr: 2021
Größe: 2 Teile, je 1,10 (b) x 2 (h) m
Technik: Pigmente, Tusche, Acryl, Kreide auf Buchseiten, montiert auf Transparentpapier

Dem Werk liegt die Idee zugrunde, den „ungeschriebenen Roman“ in bildhafte Sprache zu übersetzen. Es besteht aus zwei Teilen von je 80 Buchseiten, die überarbeitet wurden: angefangen bei der Abschrift der Kurzgeschichte, Aufbrechen der Schriftzeilen, figurative Zeichnungen, Abstraktionen, bis hin zu gestisch-expressiven Malzeichen. Dabei ist die Leserichtung entgegengesetzt (von rechts nach links, von unten nach oben; der erste Teil rechts, der zweite links). Das Pendeln zwischen Fiktion und Realität der Hauptperson im Buch findet in den vielfältigen und überlagernden Malweisen seine Entsprechung. In üblicher Leserichtung geht alle Bildsprache auf das geschriebene Wort zurück-der Text kann Ursprung und Ziel sein. Die Buchseiten bleiben von der Rückseite lesbar; ein Buch des Goethearchivars Eduard von der Hellen, „Heinrich von Plate: Der Roman eines Privilegierten“, das 1921 erschien-im selben Jahr wie Woolfs Kurzgeschichten.

2. Werk von KS
Titel: Virginia Woolf- Minnie Marsh
Entstehungsjahr: 2021
Größe: 1,14 x 2 m
Technik: Öl und Collage (Buchseiten) auf Transparentpapier, verleimt und teilweise verklebt mit Tesa-Streifen

Die letzten Seiten im „Roman eines Privilegierten“ sind Preislisten für weitere, im selben Verlag erschienene Bücher. Diese dienen als Grund für das 2.Werk, bringen die „Käuflichkeit von Kunst“ ins Spiel. Das Bildnis eines Kopfes zeigt Virginia Woolf selbst und/oder ihre Hauptperson im „Ungeschriebenen Roman“ und/oder ihre erdachte Person, Minnie Marsh. Ihr werden Worte in den Mund gelegt und fantastische Gebilde ähnlich einem reich geschmückten Hut balancieren auf ihrem Haupt. Die malerische Umsetzung, die Ölzeichnung auf zusammengeklebtem Transparentpapier, und die zarten spinnwebartigen Kleiderumhänge lassen die Figur flüchtig und aus Fragmenten zusammengesetzt erscheinen so wie das bruchstückhafte Erfinden und Suchen nach der Erzählung in „Ein ungeschriebner Roman“.

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